"Es geht nicht weiter wie bisher"
Dieses Zitat von Bischof Felix stand über der Weiterbildung für Kirchgemeinderatsmitglieder und Seelsorgende, welche dieses Jahr im Klösterli in Frauenfeld stattfand. Gut hundert Mitglieder aus Kirchgemeinderäten und Seelsorgeteams trafen sich, um über die Zukunft der Kirche, unserer katholischen Kirche im Thurgau, zu diskutieren.
Es ist - gerade in historischen Dimensionen- noch nicht lange her, als es einfach dazu gehörte, einer Konfession anzugehören und am Sonntag zumindest gelegentlich zum Gottesdienst zu gehen und die Kinder auch im Glauben aufwachsen zu lassen. Tempi passati - vergangene Zeiten. Noch vor 60 Jahren wurden neue Kirchen gebaut und heute stehen sie oft leer. Die grösste Konfession sind heute die Konfessionslosen. Der Glaube - und die Kirche ganz besonders - geht sie nichts mehr an, sie leben im Diesseits, im Hier und Jetzt. Nicht, dass das nicht in Ordnung wäre. Aber der Blick über den Tellerrand hinaus, über den Rand des eigenen Lebens hinweg, der fehlt. Wir sind Eigentümer der Erde, nicht Gäste. Gäste kommen von irgendwo her und gehen irgendwo hin. Dieses ‚Woher kommen wir und wohin gehen wir‘ interessiert heute viele nicht mehr.
Ziel der von der Landeskirche zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern des Bistums organisierten Veranstaltung war es, sich dem Wandel und dessen atemberaubender Geschwindigkeit bewusst zu werden und über die Haltungen und Handlungen, mit denen wir dieser Situation begegnen, zu reden. - Über allem steht der Mensch, all unser Handeln als Kirche stellt den liebenden Gott in seiner Beziehung zum Menschen ins Zentrum. Die Nähe zu den Menschen zu wahren, auch wenn die Reihen der Mitglieder sich lichten, das ist das Ziel. Es scheint widersprüchlich und doch müssen wir, gerade jetzt, auch über Strukturen und Organisationsformen reden.
Mir sind zwei Sätze besonders in Erinnerung geblieben: "Schätzen wir die sperrige Vielfalt unserer Kirche." Oh ja, wer kennt sie nicht die Diskussionen über Gottesdienstformen und darüber, was es braucht, was wichtig ist und was nicht. - Wenn wir es schaffen, uns mit Toleranz zu begegnen, einander "leben zu lassen" oder noch besser offen zu begegnen, dann haben wir beste Voraussetzungen, um in einer vielfältigen Kirche miteinander die Liebe Gottes, die über allem steht, zu feiern. - Das bringt mich zum zweiten Satz: "Die Kirche hat in ihrer Geschichte gerade in Krisen immer wieder Auswege, oft überraschende neue Wege gefunden." - Ja, darauf bauen wir. Gehen wir diesen Weg zusammen. - Und als wäre dies alles nicht genug, fanden wir ein Zeichen an der Seitenwand des grossen Saales im Klösterli: Jesus kommt uns entgegen. Er befreit sich vom Kreuz, ohne es zu verleugnen, um uns umarmen zu können. Welch schönes Bild…
Thomas Burkhardt, Verwalter Kath. Basadingen